Samstag, 26. Januar 2013

Zur Person Carol Gilligans

Carol Gilligans Homepage, NYU School of Law










Carol Gilligan ist eine US-Psychologin und Ethikerin. Sie hängt gleichzeitig dem Feminismus an.

Carol Gilligan studierte Englische Literatur am Swarthmore College, Psychologie am Radcliffe College und Sozialpsychologie an der Harvard University.
Später gründete sie das "Harvard Center on Gender and Ecucation" mit Unterstützung Jane Fondas.

Carol Gilligan war eine langjährige Mitarbeiterin vom Lawrence Kohlberg. Dieser hatte das 6-Stufenmodell der Moralentwicklung (und des moralischen Urteilens) entworfen.

Stufe I: Präkonventionelles moralisches Urteilen
Stufe 1: Orientierung an Strafe und Gehorsam
Stufe 2: Orientierung an persönlicher Belohnung

Stufe II: Konventionelles moralisches Urteilen
Stufe 3: Orientierung an Guter-Junge-nettes-Mädchen-Ideal
Stufe 4: Gesetz-und-Ordnung-Orientierung

Stufe III: Postkonventionelles moralisches Urteilen
Stufe 5: Orientierung an Gesellschaftsvertrag
Stufe 6: Orientierung an universalen ethischen Prinzipien

Kohlbergs Modell erfuhr Zustimmung und Kritik. Ein Kritik-Ansatz wird besonders von Carol Gilligan und ihrer "Moral der Fürsorge" vertreten.

Die Kritik an Kohlbergs Vorgehen konzentriert sich darauf, dass er sein Modell an einer Längsschnittstudie an männlichen, weissen Personen ausgerichtet hat. Auch wird behauptet, diese haben eine besonders individualistische Wertorientierung gehabt. Frauen und Vertreter anderer Kulturen seien unterrepräsentiert gewesen.

Carol Gilligan schlägt stattdessen eine andere Folge der Moralentwicklung vor. Sie geht davon aus, "dass Individuen sich von einer Konzentration auf die eigenen Interessen zum moralischen Urteilen auf der Grundlage von Verpflichtung bestimmten Personen und Beziehungen gegenüber entwickeln. Hierauf gehen sie zur höchsten Stufe der Moralität über, der Stufe der Verantwortung und Fürsorge für die Menschheit (ähnlich den Kohlberg'schen Stufen 5 - 6)."

Gilligan vertritt die Ansicht, dass Männer aus abstrakten Gründen Moral kritisch hinterfragen, Frauen dagegen aufgrund enttäuschender Beziehungserfahrungen. Gilligan geht davon aus, dass Frauen sich stärker in den sozialen Kontext eingebunden fühlen und daher bei auf Autonomie ausgerichteten moralischen Studien zwangsläufig schlechter abschnitten. Dem müsse Rechnung getragen werden.
So stellt sie der männlichen Gerechtigkeitsmoral die weibliche Fürsorge-Moral (Care-Ethik) entgegen. Frauen orientierten sich demnach mehr an ihrem sozialen Interaktions- und Fürsorgenetzwerk.
Die männliche Moral basiere dagegen stärker auf abstrakten Begriffen wie Rechten und Pflichten.
Beide Ansätze seien aber gleichwertig.
In ihren Werken nennt Gilligan Beispiele, in denen berühmte Psychologen wie Jean Piaget ihre Studien zu moralischem Verhalten fast nur an männlichen Probanden ausrichteten. Weibliche Probanten dienten oft lediglich als Kontrollfunktion.

Carol Gilligans Kritik an Lawrence Kohlberg hat ihrerseits Kritik hervorgerufen.
Viele Kritiker Gilligans bemängeln die angeblich unzureichende empirische Validität ihrer Ansichten.

Christina Hoff Sommers weist z. B. darauf hin, dass Frauen in den USA bereits die Hälfte aller Studenten stellten und dass das feministische Denken besonders den heranwachsenden jungen Männern schade.


LITERATUR

Gilligan, Carol: In a Different Voice. Psychological Theory and Women's Development; 1982
(dt.: Die andere Stimme. Lebenskonflikte und Moral der Frau)
Gilligan, Carol/Jane Attanucci: Two moral orientations. Gender differences and similarities; 1988;
in: Merrill-Palmer Quarterly 34, S. 223 - 237
Gilligan, Carol: Mapping the Moral Domain: A Contribution to Women's Thinking to Psychological Theory and Education;
1989
-----
Fraser, N./Cornell, D./Benhabib, S: Feminist Contentions; A Philosophical Exchange (Thinking Gender); London 1995
Belknap, R. A: One woman's life viewed through the interpretative lens of Gilligan's theory; 2000
in: Violence Against Women 6, S. 586 - 605
Lefton, L. A.: Child Development, 2000
in: Psychology, S. 350 - 351





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen