Die Professorin Seyla Benhabib entwickelt anhand der Care- Ethik nach Carol Gilligan das
„Modell der kommunikativen Ethik“ (zum Beispiel entfaltet anhand von Aufsätzen
in Selbst im Kontext: Kommunikative Ethik
im Spannungsfeld von Feminismus, Kommunitarismus und Postmoderne, 1992,
Suhrkamp).
Benhabib teilt Beziehung in ein Selbst und ein (oder
mehrere) Gegenüber ein.
Hierzu führt sie die Unterscheidung zwischen dem „allgemein Anderen“ und dem „konkret Anderen“ ein.
Hierzu führt sie die Unterscheidung zwischen dem „allgemein Anderen“ und dem „konkret Anderen“ ein.
Der "allgemeine Andere" ist eine moralische Person
mit den gleichen moralischen Rechten und Pflichten wie wir selbst; er besitzt
Gerechtigkeitssinn und Argumentierfähigkeit.
Der "konkrete Andere" ist ein Individuum mit einer bestimmten Geschichte, mit einer eigenen Identität und einer affektiv- emotionalen Konstitution; dieser wird als vom Selbst verschieden wahrgenommen bzw. das Individuelle des Anderen wird erkannt.
Der "konkrete Andere" ist ein Individuum mit einer bestimmten Geschichte, mit einer eigenen Identität und einer affektiv- emotionalen Konstitution; dieser wird als vom Selbst verschieden wahrgenommen bzw. das Individuelle des Anderen wird erkannt.
Das Wissen und die Anerkennung des Faktes, dass jeder
„verallgemeinerte Andere“ ebenso ein „konkreter Anderer“ ist, soll zu einer
„erweiterten Denkungsart“ führen – es soll ein interaktiver Universalismus
entstehen, durch den jede Dimension des Anderen Berücksichtigung finden.
Hier soll also die von Gilligan aufgeworfene Ambiguität aufgelöst und zu einer Vereinigung von Trennung-Unparteilichkeit->"allgemeiner Anderer" und Bindung-Fürsorge->"konkreter Anderer" geleitet werden.
Hier soll also die von Gilligan aufgeworfene Ambiguität aufgelöst und zu einer Vereinigung von Trennung-Unparteilichkeit->"allgemeiner Anderer" und Bindung-Fürsorge->"konkreter Anderer" geleitet werden.
Ben Habib stellt außerdem heraus, dass die Anwendung des Prinzips
der Gleichheit nur dann möglich ist, wenn man die Gleichheit von Fällen auch
sicher erfassen kann. Da gleiche Fälle nach universalistischen Prinzipien auch
gleich behandelt werden müssen, bedarf es einem möglichst genauen Erfassen der
jeweiligen Situation – beispielsweise ist der Diebstahl von 3 Broten durch
einen Hungernden und durch einen Menschen, der die Brote verbrennen will, nicht
gleich zu bewerten, obwohl in beiden Fällen ein Verlust von drei Broten zu
beklagen ist.
Das genaue Erfassen von Motiven, Befindlichkeiten,
Resultaten und der Menge der am Konflikt beteiligten Personen nennt Benhabib
die "ethische Urteilsfähigkeit". Um eine Situation jedoch richtig
erfassen zu können, bedarf es wiederum auch der Fähigkeit, die Perspektive des
„konkret Anderen“ einzunehmen. Daraus folgt, dass moralische Situationen nur
mit dem Wissen über den situativen Kontext des Handelnden verstanden werden
können.
Aus der Sicht von Seyla Benhabib werden durch die rein auf
die Rationalität ausgerichtete Diskursethik gefühlsmäßige Reaktionen in der
Kommunikation vernachlässigt. „Eine der Hauptschwächen kognitiver und
prozeduraler Ethiktheorien seit Kant besteht darin, dass sie die emotionalen
und affektiven Grundlagen des moralischen Urteilens und Verhaltens
vernachlässigen. [...] Zum Menschen gehört, dass er ein körperhaftes,
endliches, leidendes und gefühlbegabtes Wesen ist. [...] Die Idee des Konsens
impliziert bereits eine Gemeinschaft und eine Orientierung an einer
Gemeinschaft: „Wenn ich ein Gespräch führen will, muss ich zuhören können, ich
muss im Stande sein, Deinen Standpunkt zu verstehen; kann ich das nicht, hört
das Gespräch auf, entwickelt sich zu einem Streit oder kommt gar nicht erst in
Gang. Diskursethik projiziert solche Moralgespräche, die auf wechselseitiger
Achtung beruhen, auf eine utopische Gemeinschaft der Menschheit."
(Zitat aus Seyla Benhabib: Im
Schatten von Aristoteles und Hegel. Kommunikative Ethik und Kontroversen in der
zeitgenössischen praktischen Philosophie. In: Selbst im Kontext. Gender
Studies. Suhrkamp, Frankfurt 1992, 66,71)
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